Veröffentlichung
ARGUMENTE #1
Ein Ausbildungsfonds für Deutschland
Die Ausbildungsquote, die 2007 noch 6,5 % betrug, ist bis 2022 auf 4,7 % zurückgegangen. Besonders gravierend ist der Rückgang in den Kleinbetrieben mit weniger als 19 Beschäftigten. 2007 lag die Ausbildungsquote dieser Betriebe mit 8,1 % noch deutlich über dem Gesamtdurchschnitt von damals 6,5 %. 2022 sank sie mit 4,6 % unter den Durchschnitt (BiBB 2023: 197).
Für den langfristigen Rückgang der Ausbildungsquote gibt es mehrere Gründe. Sie reichen von einer abnehmenden Ausbildungsbereitschaft aufgrund hohen Kostendrucks oder kurzfristigen Denkens, der Sorge vor Verlust der Ausbildungsinvestition durch Abwanderung der Fachkräfte, den gestiegenen Anforderungen an eine Berufsausbildung durch die Modernisierung der Berufsbilder, einem wachsenden Angebot von Hochschulabsolventen, die über Traineeprogramme für Arbeitsplätze ausgebildet werden, die zuvor von beruflich Qualifizierten besetzt wurden, bis hin zu einer abnehmenden Anzahl von geeigneten Ausbildungsplatzbewerbern. Die abnehmende Zahl der Bewerber ist Folge der demographischen Entwicklung, aber auch der sinkenden Reputation einer Berufsausbildung durch die Erosion der Fachkräftelöhne vor allem in Branchen und
Betrieben ohne Tarifbindung (Bosch 2023). Besonders ausgeprägt sind diese Gründe bei den Kleinbetrieben (Eckelt u.a. 2020). Sie sind zunehmend spezialisiert und können nur im Verbund oder zusätzliche überbetriebliche Ausbildung die Berufe in ihrer gesamten Breite ausbilden. Sie sind zudem – oft als Unterauftragnehmer größerer Unternehmen – unter besonderem Kostendruck. Gleichzeitig ist die Mobilität ihrer Beschäftigten überdurchschnittlich, wodurch Ausbildungskosten verloren gehen. Schließlich zahlen sie – nicht zuletzt wegen mangelnder Tarifbindung – meist geringere Löhne als mittlere und größere Betriebe.